Vor Kurzem konnte ich Bingen neu für mich entdecken. Ich habe mich in diesen charmanten Ort richtiggehend verliebt. Wie du dich vielleicht noch erinnerst, habe ich nach diesem Besuch beschlossen, künftig mal ein wenig auf Hildegard von Bingens Spuren zu wandeln. Denn ehrlich gesagt weiß ich gar nicht besonders viel über sie.
Wer war Hildegard von Bingen?
Ich möchte daher mehr von dieser beeindruckenden Frau erfahren. Kerstin Peters vom Amt für Tourismus, Veranstaltungsmanagement und Städtepartnerschaften organisierte freundlicherweise einen Museums-Besuch für mich. Darüber hinaus schlug sie vor, mir weitere Stationen zu zeigen, die mir Hildegard von Bingen näherbringen könnten.
Gesagt, getan – ich mache mich auf nach Bingen und freue mich schon riesig auf informative und interessante Stunden. Doch zuerst gönne ich mir noch eine klitzekleine Rast am Rhein-Nahe-Eck.
Jetzt aber schnell weiter! Meine Hildegard-Tour beginnt im Museum am Strom.
Museumsleiter Dr. Matthias Schmandt, seines Zeichens Hildegard-Experte, führt Frau Peters und mich durch die Räumlichkeiten. Das Museum beherbergt Dauer- und Sonderausstellungen zu den Themen Römerzeit, Rheinromatik und Stadtgeschichte.
„Die Chefin im Haus heißt aber eindeutig Hildegard“, lacht Dr. Schmandt. Daher kannst du dir hier auch die neue Dauerausstellung Hildegard von Bingen – Leben und Werk ansehen. Das Museum am Strom möchte sich dieser Frau, die so viele Begabungen hatte, behutsam nähern und seine Besucher auffordern, sich mithilfe der Ausstellung ein ganz eigenes Bild von ihr zu machen. Dass dies gar nicht so einfach ist, merke ich recht schnell!
Das Leben der Hildegard von Bingen
Hildegard wurde 1098 als Kind adliger Eltern geboren, und zwar in … Ja, und da geht es auch schon los – ihre Herkunft bleibt uns bis heute ein Rätsel. Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge, ist Niederhosenbach im Hunsrück – und eben nicht das rheinhessische Bermersheim vor der Höhe – aller Wahrscheinlichkeit nach ihr Geburtsort.
Mit gerade mal 14 Jahren trat sie in das Kloster Disibodenberg ein. Später wurde sie sogar Vorsteherin und blieb bis 1150 dort. Von diesem Abschnitt ihres Lebens gibt es leider kaum Quellen, die über Hildegard berichten.
1141 erhielt sie den Auftrag von Gott, den Menschen die Bibel auszulegen. Sie schrieb auf einer Wachstafel nieder, was ihr die göttliche Stimme einflüsterte und was sie als Eingebung sah.
Liber Scivias wurde ihr erstes Visionswerk. Unterstützung fand sie dabei von dem Mönchen Volmar, der ihre Aufzeichnungen in korrektes Latein übertrug. Papst Eugen III. bestätigte sie schließlich 1147 als Prophetin. Hildegard wurde berühmt.
Nun verfasste sie auch Briefe, über 300 an der Zahl sind bekannt. Darin gab sie Ratschläge, ermahnte aber auch ihre Leser. Sie hatte Korrespondenzpartner in ganz Europa. Um diese Vielzahl von Briefen in die Welt bringen zu können, verließ sie den Disibodenberg und ging nach Bingen – nicht nur verkehrsgeografisch gesehen, war dies eine gute Standortwahl, verfügte diese Stadt bereits schon damals über eine hohe urbane Qualität.
Was zeichnete Hildegard von Bingen noch aus?
„Ich schätze an ihr besonders ihre Stärke und Entschlossenheit. Auch vor der Vielfalt ihrer Begabungen habe ich großen Respekt. Sie war unbestritten ein Universaltalent,“ verrät mir Dr. Schmandt.
Hildegard von Bingen war in der Tat sehr vielseitig: Neben ihrem prophetischen Wirken war sie auch Politikerin, Komponistin, Kirchenlehrerin und Naturkundlerin. Besonders wegen letztgenannter Tätigkeit ist sie heutzutage vielen Menschen ein Begriff.
Hildegard von Bingen war sich sicher, dass keine Heilung ohne Gottvertrauen erfolgen kann. Körper und Seele gehörten für sie untrennbar zusammen. Sie beschrieb unter anderem, welche Heilkräfte Pflanzen haben und wie sie sich auf den menschlichen Organismus auswirken. Ein bewusster Umgang mit der Schöpfung war ihr sehr wichtig.
Fazit
Das Museum schafft es in eindrucksvoller Weise, das Leben der historischen Person Hildegard von Bingen zu rekonstruieren. Ich habe nun ein weitaus klareres Bild von ihr. Aber: „Vieles bleibt umstritten – auch das zeigt unsere Ausstellung,“ so Dr. Schmandt. Das finde ich aber überhaupt nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Lassen wir Hildegard doch einfach ihre kleinen Geheimnisse! Es macht sie doch nur noch faszinierender …
Ich möchte mich auf diesem Wege nochmals sehr herzlich bei Herrn Dr. Schmandt für die interessante, lebendige Führung bedanken. Im nächsten Teil dieser kleinen Blog-Serie bin ich mit Kerstin Peters unterwegs und wandle mit ihr weiter auf Hildegards Spuren.
Deine Kristin
Vielen Dank an die Stadtverwaltung Bingen für die tolle Organisation!
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3 Kommentare
[…] Und gleich eine Serie mit mehreren Blogbeiträgen zu Bingen startete Kristin von rheinhessenliebe.de… […]
Hildegard sollte in Bingen generell viel präsenter sein.Ich kenne das Museum am Strohm zwar,habe jetzt aber Lust bekommen, es nochmals zu besuchen 😉❤
Das freut mich sehr, liebe Sandra!
Ja, Hildegard von Bingen war eine faszinierende Frau mit vielen Talenten – sie verdient große Aufmerksamkeit.