In meinem letzten Blogartikel habe ich bereits darauf hingewiesen, dass es heute mal um ein ganz besonderes Thema gehen soll: Mir liegen Bienen und Hummeln nämlich sehr am Herzen. In letzter Zeit lese und höre ich häufig vom sogenannten Insektensterben, was mich immer wieder aufs Neue sehr traurig macht.
Ich möchte wissen, was jeder Einzelne für den Fortbestand von Bienen und Hummeln tun kann. Daher habe ich mich mit einigen Fragen an die NABU Regionalstelle Rheinhessen-Nahe gewandt. Ich freue mich sehr, dass Rainer Michalski mir diese so ausführlich beantwortet hat.
Was sind hierzulande die Hauptprobleme der Bienen und Hummeln?
Jetzt im Sommer fehlt es in Rheinhessen an vielen Stellen an Blüten und daher an Nahrung für Insekten. Weg- und Straßenränder werden im Juni fast flächendeckend gemäht, „Unkrautecken“ beseitigt.
Mehr als 2/3 der Arten – auch viele Hummeln – nisten im Boden. Ihre Entwicklung vom Ei bis zum Ausflug der erwachsenen Biene dauert häufig ein Jahr. So lange muss ein Nest im Boden also ungestört bleiben. Das ist in einer stark landwirtschaftlich genutzten Landschaft oft schwierig.
Erschwerend kommt hinzu: Nahrung und Nistplatz müssen räumlich eng zusammen liegen, da die allermeisten Wildbienen nicht mehr als wenige Hundert Meter weit fliegen. Mit Blühstreifen irgendwo in der Rübenprärie ist ihnen nicht geholfen, wenn in der Umgebung Nistmöglichkeiten im Boden fehlen. Da helfen weder Bienenkasten noch Insektenhotels!
Wie sähe denn eine Welt ohne Bienen und Hummeln aus?
In Deutschland leben rund 570 verschiedene Bienenarten, darunter auch 36 Hummelarten. Alle Bienenarten, die nicht von Imkern zur Honiggewinnung genutzt werden (also 569 Arten!), werden zusammenfassend „Wildbienen“ genannt.
Ohne Bienen und Hummeln würde es die viele Wild- und Kulturpflanzen nicht mehr geben, denn sie sind für ihre Vermehrung auf Bestäubung durch Bienen und Hummeln angewiesen. Die Wildbienen leisten dabei einen ebenso wichtigen Beitrag wie die Honigbiene, aber auch Wespen, verschiedene Fliegen, Schmetterlinge und Käfer sind wichtige Bestäuber!
Ohne tierische Bestäuber blieben wohl nur die vom Wind bestäubten (z. B. Gräser und Nadelbäume) und die zur Selbstbestäubung fähigen Pflanzenarten (etwa die Weinrebe) übrig. Die meisten Obst- und Gemüsearten wären nicht mehr dabei: So gäbe es etwa keine Erdbeeren, Kirschen, Aprikosen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Pflaumen, Mirabellen, Quitten, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, die uns den Sommer versüßen.
Was kann jeder Einzelne zum Schutz von Bienen und Hummeln tun?
Keine Panik!
Wildbienen sind friedlich und keine stechwütigen Monster. Sie gehen uns Menschen aus dem Weg und interessieren sich nicht für Speisen und Getränke. Man muss sich schon sehr viel Mühe geben, um von einer Wildbiene gestochen zu werden!
Im Garten oder auf dem Balkon sollte immer etwas blühen:
Bei Neuanpflanzungen sollte man immer auch an die Insekten denken. Dabei ist es nicht egal, welche Blüten angeboten werden. Die Blüten vieler Zierpflanzen sind gefüllt (viele Dahlien, Rosen …) und bieten weder Nektar noch Blütenpollen, weil die zusätzlichen Blütenblätter auf Kosten von Nektardrüsen und Staubblättern gingen. Solche Pflanzen sind also für Insekten nutzlos. Setzen Sie besser auf einheimische Gewächse und Altvertrautes aus dem Bauerngarten.
Wahre Insektenmagneten sind Küchenkräuter, sofern sie zur Blüte kommen (Basilikum, Boretsch, Dill, Dost, Melisse, Minze, Salbei, Schnittlauch …). Ebenso begehrt sind Lavendel, Astern, Glockenblumen und ungefüllte Dahlien. Und warum sollte man es nicht mal mit heimischen Wildpflanzen wie dem Natternkopf versuchen? Häufig als Unkraut bekämpft ist er eine der wertvollsten Nektarquellen.
Nistplätze anbieten und dulden
Auch wenn Insektenhotels nur von vergleichsweise wenigen Bienenarten angenommen werden, so sind sie doch für rund 40 Arten sehr nützlich. Hohle Pflanzenstängel und angebohrte Hartholzklötze sind ideal, Zapfen, Schneckenhäuser, Holzschnipsel und Stroh eher sinnfreie Dekoration.
Viele Wildbienen nisten gerne in schütteren Rasenflächen oder Pflasterfugen. In Rheinhessen sehr begehrte Nistplätze sind alte Mauern, die mit sandigem Mörtel gebaut wurden, oft sind sie wahre Wildbieneneldorados. Hier ist Toleranz gefragt! Zudem bieten solche Nistplätze viele interessante Beobachtungsmöglichkeiten.
Was wurde generell in Rheinhessen schon für die genannten Insekten unternommen?
Eine wachsende Zahl von Landwirten, Winzern, Privatleuten und Unternehmen legte in den letzten Jahren Blühstreifen, blühende Hecken oder Blumenwiesen an. Zahlreiche Insektenhotels wurden gebaut. Auch beobachten wir, dass das Thema Insektensterben sehr viele Menschen interessiert und zu Hilfsmaßnahmen anspornt. Wir erhalten wöchentlich etliche Anfragen dazu. Der gute Wille ist eindeutig da! Der BUND hat ein interessantes Projekt dazu gestartet, an dem sich viele Menschen beteiligt haben.
Welche Projekte plant der NABU Rheinhessen oder welche hat er bereits umgesetzt?
Ein Merkmal unserer überwiegend ehrenamtlichen Arbeit ist die Kontinuität. Die 6 NABU-Gruppen aus Alzey, Bad Kreuznach, Bingen, Mainz, Rhein-Selz und Worms-Wonnegau pflegen und erhalten zum Teil schon seit Jahrzehnten artenreiche Streuobstwiesen, Feuchtbiotope und Magerwiesen. Allein rund um den Bleichkopf bei Jugenheim sind das mehr als 20 Hektar, rund um Bingen 55 Hektar, um nur zwei Beispiele zu nennen!
Als Inseln in einer oft ausgeräumten Landschaft sind diese Flächen Grundlage für das Überleben zahlreicher Insektenarten. Davon profitieren nicht zuletzt auch die Bienen, denn der dauerhafte Erhalt von Nahrungs- und Nistflächen ist die Grundlage für den Schutz zahlreicher seltener Arten.
Ein wesentlicher Baustein unserer Vereinsarbeit ist die Öffentlichkeitsarbeit zum Wohl der Natur. Dazu zählt etwa die Beratung von Privatleuten und Unternehmen. Wir geben Tipps zur naturnahen Gestaltung und zum Bau von Insektenhotels.
Durch die Ausbildung von Naturtrainern und Biodiversitätsbotschaftern als Multiplikatoren vermitteln wir Kindern und Erwachsenen Wissen um die Schätze der heimischen Natur und ihre Bedrohung. Und wir merken, dass unsere Botschaft zunehmend ankommt!
Vielen Dank an Rainer Michalski für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen. Ich habe definitiv etwas über den Schutz von Bienen und Hummeln gelernt und hoffe, dass ich dich für dieses wichtige Thema begeistern konnte.
Deine Kristin
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